Direkt zum Inhalt

Maria Lucia Klöcker, Buchhandlung Weltenleser, Frankfurt am Main

Maria-Lucia-Kloecker

© privat

Es ist üblich, dass man nach einem Besuch der Frankfurter Buchmesse beladen mit allerlei Prospekten, Bleistiften, Postkarten und signierten Büchern heimgeht – vor allem aber mit vielen interessanten, meist unvergesslichen Eindrücken und Erinnerungen. Ich selbst habe viele schöne Objekte gesammelt, die mir teuer sind und mich an die Buchmesse erinnern. Zusammen mit den Büchern verbinden sie mich außerdem mit Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern dieser Erde und begleiten mich in Gedanken auf meinen Reisen um die Welt.

Mein außergewöhnlichstes Erinnerungsstück stammt aus Norwegens Ehrengast-Pavillon, der wegen seiner 23 laut NORLA (Norwegian Literature Abroad) „skulptural-abstrakten“ Büchertische bestimmt noch vielen Besuchern der Buchmesse 2019 im Gedächtnis geblieben ist. Es ist der Tisch „Forbidden and censored books“. Wer sich nicht mehr daran erinnern kann, kann ihn im Oeder Weg 40 vor der Buchhandlung Weltenleser besichtigen.

Es war die Absicht des Gastlandes Norwegen, die Büchertisch-Skulpturen im Anschluss an die Buchmesse weiterleben zu lassen, und so konnten deutsche Buchhandlungen durch Teilnahme an einem Gewinnspiel stolze Besitzer eines solchen Büchertischs werden. Ich hatte mich bei dem ersten Besuch des Norwegen-Pavillons sofort in den Tisch „Forbidden and censored books“ verliebt. Zierlich und elegant war er, aber mit seinen ca. vier Metern Höhe sicherlich kein geeignetes Möbelstück, weder für die Buchhandlung und schon gar nicht für die private Wohnung.

Was also sollte ich mit so einer Büchertisch-Skulptur anfangen, sollte ich zu den „glücklichen“ Gewinnern zählen? Diese Frage ließ mich zunächst zögern, an dem Gewinnspiel teilzunehmen. Andererseits hatte ich aber noch nie etwas gewonnen, weshalb sollte es diesmal anders sein? Also machte ich mutig mit. Und ich gewann meine Skulptur!

Meine Begeisterung über diesen wirklich „großen“ Gewinn hielt sich anfangs stark in Grenzen, besonders bei der Anlieferung. Nicht nur dass das Entladen kurz für ein Verkehrschaos im Oeder Weg vor der Buchhandlung sorgte, es versammelten sich auch viele Schaulustige, die das „Parken“ der riesigen Skulptur im gemieteten Carport hinter der Buchhandlung begleiteten und kommentierten. Obwohl ich zunächst keinen Parkplatz mehr für mein Auto hatte, und mir auch lange kein geeigneter Standort für diesen besonderen Büchertisch einfiel, fing ich dennoch an, mich langsam mit meinem Gewinn anzufreunden.

Es dauerte ungefähr drei Monate, bis mir sein idealer Standort „regelrecht ins Auge sprang“: das Beet direkt vor der Buchhandlung, das wir täglich vor Augen haben, und das ich seit Gründung der Buchhandlung bepflanze und pflege. Dort habe ich dann die Skulptur sicher aufstellen lassen und habe ebenso wie die Kunden und die Passanten jeden Tag große Freude daran.

Die Büchertisch-Skulptur „Forbidden and censored books“ ist nämlich mittlerweile zu einem „skulptural-abstrakten“ und „narrativ-verspielten“ (wie NORLA sagen würde) Blumenkasten und Rankgitter geworden und setzt auf nachhaltige Weise dem Gastland Norwegen, der Frankfurter Buchmesse und vor allem den Büchern ein – im wahrsten Sinne des Wortes – blühendes Denkmal.

https://www.weltenleser.de(Öffnet neues Fenster)