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Jutta Frenzel

Jutta Frenzel

© SOUSA

Jutta Frenzel ist seit ihrer Geburt hör- und seheingeschränkt. Die Frankfurter Buchmesse hat sie schon öfter besucht, dieses Jahr ist sie erstmalig als Aussteller*in des Arbeitskreises blinder und sehbehinderter Autor*innen auf der Messe(Öffnet neues Fenster). Im Interview berichtet sie über ihre Erfahrungen auf der Messe und teilt Tipps für Besucher*innen mit einer Seh- und/oder Höreinschränkung. 

Sie waren auf der letzten Buchmesse als Besucherin. Wie haben Sie die Messe erlebt? Können Sie Ihre Erfahrungen beschreiben? 

Insgesamt waren meine Besuche auf der Frankfurter Buchmesse immer gut. Ich konnte viele Autorinnen und Autoren kennenlernen. Das Einzige, das mir manchmal Probleme bereitet hat, ist die Kommunikation. Da ich Trägerin eines Hörgerätes bin und diese das Umfeld mit Lärmpegel eher verstärken, ist es hin und wieder eher etwas schwierig, in ein gutes Gespräch zu kommen. Inzwischen habe ich gelernt, besser damit umzugehen und meinem Gegenüber von Anfang an mitzuteilen, etwas lauter mit mir zu sprechen.

Haben Sie einen persönlichen Lieblingsort auf der Buchmesse?

Für mich ist jeder Ort, an dem sich Bücher befinden, ein großartiger Ort. Egal wo auf der Buchmesse, es finden sich immer Menschen, die, wie ich selbst, Bücher lieben und gerne lesen. 

Dieses Jahr sind Sie erstmalig Ausstellerin auf der Messe mit dem Arbeitskreis blinder und sehbehinderter Autoren (BLautor). Erzählen Sie uns etwas darüber. 

Wir sind ein kreativer Kreis, der 1991 gegründet wurde und sich gegenseitig unterstützt, inspiriert und motiviert. Unsere Autorinnen und Autoren verfassen nicht nur Texte, Geschichten und Gedichte, sondern auch Hörspiele für blinde. Wir sind ca. 75 Mitglieder im Alter von 11 bis 99 Jahren.

Über Messenger halten wir uns gerne auf dem neuesten Stand, um uns über andere Themen zu informieren oder uns lustige Videos zu senden. Videos und Bilder werden dann von einer speziellen App („Be My Eyes“) übersetzt, sodass die blinden unter uns eine Vorstellung davon haben, was auf den Bildern zu sehen ist. 

Was empfehlen Sie anderen seheingeschränkten Personen, die die Buchmesse besuchen wollen? Gibt es Tipps und Tricks? 

Jeder, der eine Seheinschränkung hat oder blind ist, sollte sich mit dem Abzeichen für Blinde und Sehbehinderte sichtbar zeigen, sodass andere dies direkt sehen und ihre Hilfe anbieten können. Wichtig ist auch, immer mit genügend Wasser und Proviant versorgt zu sein, denn Wartezeiten an den Essständen können lang sein. Das Gleiche gilt für die Toiletten, da empfehle ich einen Euro-Schlüssel.

Und zuallerletzt: Haben Sie eine persönliche Buch-Empfehlung für uns? 

Ich lese enorm gerne und liebe Bücher über alles. Eine persönliche Empfehlung habe ich nicht, weil jede neue Welt, in die man eintauchen darf, als Leserin oder Leser spannend und interessant sein kann. Jede Autorin oder jeder Autor, hat seine Persönlichkeit in die Lektüre für seine Leserschaft gesteckt, viel Wissen für die verschiedenen Themen angeeignet und enorme Zeit investiert, um einen Roman oder ein Sachbuch in die Bücherwelt zu bringen.

Mich fasziniert die Welt von Buchläden und deren Geschichten dazu. Ich lese gerne über gesellschaftliche und wichtige Themen.

Aktuell bin ich kurz vor Lektüreende von „22 Bahnen“ von Caroline Wahl, die mit ihrem Debüt einen großartigen Erfolg feiern durfte. Romane von Kerstin Gier, Nele Neuhaus, Petra Schier, Sebastian Fitzek, Nina Hasse, Andreas Hagemann, Melanie Raabe und vielen mehr habe ich bereits gelesen oder in meinem Bücherschrank zu stehen.

Zuletzt möchte ich besonders folgende Bücher empfehlen, die unsere Autorinnen und Autoren des Arbeitskreis BLAutor verfasst haben. Diese werden von unserem Gruppensprecher Dieter Kleffner herausgegeben und vom Edition Paashaas Verlag veröffentlicht:

„Farbenfrohe Dunkelheit“ (hier sind drei meiner fünf eingereichten Kurzgeschichten enthalten, 2022). 

„Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt“ (2023)

„Blind verliebt“ (2024)

 

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Frenzel und viel Erfolg auf der Messe!

Das Interview führte Lea Nordmann, Volontärin Kommunikation, Frankfurter Buchmesse