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Justine Coquel, Teilnehmerin Goldschmidt+ 2024

© privat

Unterwegs in Frankreich, Schweiz und Deutschland: Justine Coquel ist eine der zehn Teilnehmer*innen am Programm „Goldschmidt+“ für junge Literaturübersetzer*innen. Das Besondere: Im Gegensatz zum klassischen Goldschmidt-Programm richtet sich das „Goldschmidt+“ ausschließlich an Übersetzer*innen, die in der bereits einmal am Goldschmidt teilgenommen haben. Ziel des neuen Formats ist es, ihre Kompetenzen weiter zu vertiefen, ihr Netzwerk auszubauen und ihre Arbeit sichtbarer zu machen.

Mit Justine Coquel sprachen wir nach ihrer Rückkehr von den Solothurner Literaturtagen (Schweiz, 8.-12. Mai 2024), wo sie im Rahmen des Festivals und eines Fachseminars das erste Mal auf die anderen Teilnehmer*innen traf.

Frankfurter Buchmesse: Deine Teilnahme am Goldschmidt-Programm liegt schon 10 Jahre zurück. Mit dem neuen “Goldschmidt+” probieren wir ein neues Format aus. Was hat dich dazu bewegt, auch dieses Mal teilzunehmen?

Justine Coquel: Ich habe mich für die Teilnahme am Goldschmidt+ entschlossen, weil ich unbedingt andere Teilnehmer*innen treffen und sehen wollte, was bei ihnen seit dem ersten Goldschmidt-Programm passiert ist. Außerdem halte ich Austausch unserem Beruf für sehr wichtig. Sich mit anderen Arbeitsweisen auseinanderzusetzen ist unerlässlich, um voranzukommen. Und außerdem war das die Gelegenheit, aktiv an drei großen literarischen Veranstaltungen teilzunehmen, in Frankreich, in der Schweiz und in Deutschland – was für ein Glücksfall!

Den ersten Teil des Programms hast du gerade in der Schweiz absolviert. Was waren die Themen, über die ihr euch in der Gruppe am intensivsten ausgetauscht habt?

Dieser erste Teil in Solothurn war die Gelegenheit, die Gruppe zu festigen. Einige kannten sich bereits, andere nicht, und so gab es viele Gespräche rund um die jeweiligen Werdegänge. Außerdem haben wir vom Rahmen der Literaturtage profitiert, um an Workshops und Treffen zwischen Schriftsteller*innen und Übersetzer*innen teilzunehmen. Wir hatten die Gelegenheit, einige Goldschmidt-Absolvent*innen auf der Bühne zu sehen, sie zu unterstützen und uns mit so spannenden und wichtigen Themen wie zum Beispiel inklusive Sprache beim Übersetzen, Übersetzung von Gedichten oder des Dialekts aus Québec auseinanderzusetzen.

An welchem Projekt arbeitest du aktuell und was ist dabei eine besonders große Freude – und was eine besonders große Herausforderung?

Ich habe gerade die Übersetzung von Elena Fischers erstem Roman „Paradise Garden“ abgegeben, die bei Éditions Gallmeister erscheinen wird. Das ist meine erste Zusammenarbeit mit diesem Verlagshaus, das ich besonders liebe und auf die ich sehr stolz bin. Und dann lese ich derzeit die Druckfahne eines Textes, der bei einem neu gegründeten Verlag in Lyon erschienen wird: ein Text von Christine Wolter, der ursprünglich 1982 erschienen ist. Das Thema Segeln spielt in diesem Text eine große Rolle, was mir einiges Kopfzerbrechen bereitet hat.  Aber ich würde sagen, dass es genau das ist, was mich an unserem Beruf so fasziniert: die große Vielfalt der Texte, die man in den Händen hält. 

Gibt es jemanden, dessen Übersetzungsarbeit du besonders bewunderst?

Ohne zu zögern: Olivier Mannoni! Ich habe einen riesigen Respekt vor der Leidenschaft, die er für unseren Beruf hegt und vor dem Herzblut, mit dem er ihn verteidigt. Abgesehen von seinen beinahe 200 übersetzten Titeln, tut er sehr viel für die Vermittlung von Best Practices und er teilt sein enormes Wissen über das Verlagswesen – vor allem mit den Absolvent*innen der „École de Traduction Littéraire“, die er gemeinsam mit den CNL gegründet hat und der ich 2021 angehörte.

Über Justine Coquel

Nachdem sie 2011 einen Master im Literaturübersetzen absolviert hat, veröffentlichte Justine Coquel ihre erste Übersetzung aus dem Deutschen bei Jacqueline Chambon.

2014 nahm sie an dem Goldschmidt-Programm teil, 2021 war sie an der École de Traduction Littéraire (ETL). Sie übersetzt Belletristik, Thrillers, Comics und Mangas für verschiedene Verlage. Sie lebt in Straßburg, wo Lesen, Übersetzen und Spaziergänge mit ihrer Hündin ihren Tagesablauf bestimmen. 

https://www.jc-traduction.fr/(Öffnet neues Fenster) 

Über das Goldschmidt-Programm

Unter der Schirmherrschaft von Übersetzer Georges-Arthur Goldschmidt ermöglicht das nach ihm benannte Förderprogramm jedes Jahr fünf deutschsprachigen und fünf französischsprachigen Nachwuchsübersetzer*innen unter 30 Jahren, Verlage in Frankreich, Deutschland und der Schweiz kennenzulernen und unter der Anleitung erfahrener Übersetzer an eigenen Projekten zu arbeiten.

Das Programm wird von der Frankfurter Buchmesse zusammen mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk, dem Bureau International de l’Édition Française und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia organisiert. Ziel des Programms ist es, den literarischen Austausch zwischen dem deutsch- und dem französischsprachigen Raum zu fördern.

https://www.buchmesse.de/foerderprogramme/goldschmidt-programm