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Gebärdensprache

„Wir vermitteln nicht nur zwischen zwei Sprachen, sondern auch zwischen zwei Kulturen“

Als Gebärdensprachdolmetscherin ist Katharina Nickel mit ihrer Kollegin Beate Neumann für uns auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse wieder im Einsatz und wird zahlreiche Veranstaltungen am Messewochenende in Gebärdensprache übersetzen. Wir wollten von ihr mehr über den Dolmetscher*innen-Beruf und ihre Arbeit bei Veranstaltungen erfahren.
 

Frau Nickel, wie wird man Gebärdensprachdolmetscher*in? Und wie sind Sie persönlich zu diesem Beruf gekommen?

Um Gebärdensprachdolmetscher*in zu werden, muss man ein Studium oder eine staatliche Prüfung absolvieren. Momentan bieten acht Hochschulen in Deutschland einen entsprechenden Studiengang an. Ich selbst bin zu dem Beruf gekommen, da meine Eltern gehörlos sind und ich daher mit der Deutschen Gebärdensprache aufgewachsen bin. Jedoch muss man für die Studiengänge keine oder nur grundlegende Kenntnisse der Deutschen Gebärdensprache haben, die man sich auch in Sprachkursen aneignen kann.

Wie bereiten Sie sich auf eine Veranstaltung vor?

Im Vorfeld einer Veranstaltung spreche ich zunächst mit den Auftraggeber*innen alle relevanten Rahmenbedingungen wie Inhalte, technische Ausrüstung, Belichtung etc. ab. Mithilfe des zur Verfügung gestellten Vorbereitungsmaterials arbeite ich mich dann inhaltlich in die Materie ein, ggf. recherchiere ich weitere Informationen oder schaue Fachwörter bzw. -gebärden nach. Sehr wichtig ist hierbei auch der Austausch und die Absprache mit den Dolmetscherkolleg*innen. Bei allen Veranstaltungen ab einer Stunde Einsatzzeit arbeitet man im Team zu zweit, wobei man sich gegenseitig abwechselt und unterstützt. Das Dolmetschen ist vor allem deshalb so anstrengend, da man dauerhaft unter höchster Konzentration arbeitet.

Was sind für Sie die größten Herausforderungen? Und gibt es etwas, das man als Redner*in tun kann, um den Dolmetscher*innen die Arbeit zu erleichtern?

Eine der größten Herausforderungen unseres Berufs, die ihn aber auch gleichzeitig so reizvoll und abwechslungsreich macht, ist, dass man jeden Tag mit verschiedenen Settings und Menschen zu tun hat. Dabei vermitteln wir nicht nur zwischen zwei Sprachen, sondern auch zwischen zwei Kulturen. Hierbei ist oft ein Problem, dass in unserer Gesellschaft noch zu viel Unwissen und Unsicherheiten im Zusammenhang mit Menschen mit Hörbehinderung vorherrscht. Umso schöner ist, dass bei immer mehr Veranstaltungen wie der Buchmesse die Gebärdensprache präsent ist und so zur Inklusion beigetragen wird.

Das Wichtigste, was man als Redner*in tun kann, um uns die Arbeit zu erleichtern, ist uns mit ausreichend Vorlauf vor der Veranstaltung alle relevanten Materialien zur Verfügung zu stellen, wie etwa Texte, Videos oder Präsentationsfolien, die im Rahmen des Vortrags verwendet werden. Bei der Buchmesse ist bspw. gerade bei den Lesungen wichtig, dass wir die vorzulesenden Passagen erhalten, damit wir uns adäquat vorbereiten können. Bei der Veranstaltung selbst haben die Redner*innen an sich nichts Besonderes zu beachten, sie sollten ja ohnehin im Interesse aller Zuschauer*innen in einem adäquaten Redetempo sowie klar und deutlich sprechen.

Und was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten?

Am meisten gefällt mir an meinem Beruf, dass wir durch unsere Tätigkeit zur gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Hörbehinderungen beitragen und dabei jeden Tag etwas Neues erleben dürfen. Der Beruf ist auch so vielseitig und abwechslungsreich, da man in verschiedenste Bereiche der Gesellschaft eintauchen darf, die man sonst oft nicht kennen lernen würde.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Alle Veranstaltungen, bei denen eine Verdolmetschung in Deutsche Gebärdensprache angeboten wird: 

Barrierefreiheit | Frankfurter Buchmesse

Das Interview führte Lorina Bischoff, Frankfurter Buchmesse