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Im Interview: Barbara Voit

Seit 18 Jahren veranstaltet der Landesverband Bayern im Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Veranstaltung Book meets Film im Rahmen des Filmfest München. Die Veranstaltung gibt einmal jährlich Verlagen die Gelegenheit, potenzielle Filmstoffe aus ihrem Programm der deutschen Filmbranche zu präsentieren. 2024 folgten 170 Produzent*innen, Regisseur*innen und Drehbuchautor*innen wieder der Einladung in das Festivalzentrum im Amerikahaus und nutzten diese Plattform, um mit den Verlagen ins Gespräch über Inhalte, Lizenzen und Optionen zu kommen.

Barbara Voit, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Landesverband, organisiert diese Veranstaltung seit Beginn und erzählt uns im Interview wie sich Book meets Film über die Jahre verändert hat, welche Titel in diesem Jahr ins Rennen gegangen sind und welche Bücher sie persönlich gerne verfilmt sehen würde.

Seit wann gibt es Book meets Film?
Book meets Film hat in diesem Jahr zum 18. Mal stattgefunden. Wir sind jetzt also volljährig. In den Anfängen haben die Pitches noch wie bei einer Speakers Corner stattgefunden – quasi nur mit einer Kiste zum Draufsteigen in der damaligen Filmfest Lounge. Später sind wir innerhalb des Kulturzentrum Gasteig in einen größeren Raum umgezogen, doch dann kam Corona und der Umbau des Gasteigs, so dass wir dann zweimal digital stattfinden mussten. Seit drei Jahren sind wir jetzt im Amerikahaus, dem neuen Festivalzentrum, und heuer dort zum ersten Mal im Theatersaal, unserem bisher größten Veranstaltungsraum.

Was hat sich in all den Jahren noch verändert?
Wir sind insgesamt professioneller geworden. Nicht nur die Räumlichkeiten sind nun perfekt, auch die Titelvorstellungen, also die Pitches, sind viel besser geworden.
Der Verkauf von Filmrechten wird für viele Verlage als Zusatzgeschäft immer relevanter, entsprechend nimmt auch unsere Veranstaltung immer größere Dimensionen an. Und auch die Filmschaffenden kommen alle gern und immer wieder.

Liegen Literaturverfilmungen im Trend?
Literaturverfilmungen sind und waren immer ein Trend, würde ich sagen. Der Filmrechte-Verkauf ist aber seitens der Verlage fokussierter und die Vernetzung zwischen der Film- und der Buchbranche besser geworden – eben auch durch Formate wie Book meets Film.
Der Austausch findet aber natürlich das ganze Jahr über statt. Bei den Verlagen gibt es hauptverantwortliche Personen, die die Bücher raussuchen und anpreisen, die sich gut für eine Verfilmung eignen. Aber auch die Produktionsfirmen beschäftigen mittlerweile Personen, die allein dafür angestellt sind, Bücher für Literaturverfilmungen aufzuspüren.

Was sind die Herausforderungen im Filmrechte-Handel?
Die Verlagsleute erzählen mir immer wieder, wie wahnsinnig mühsam das Filmrechte-Geschäft sein kann. Also natürlich sei es toll, aber die Projekte hätten immer sehr lange Laufzeiten, für die man viel Geduld mitbringen müsse. Manchmal läuft es so: Bücher werden optioniert, dann werden Partner gesucht, die Optionen wird verlängert und es beginnt die Arbeit am Drehbuch, dann wird die Option noch mal verlängert, weil man Geldgeber und Partnerproduktionsfirmen sucht und am Ende wird dann doch nichts daraus.

Hast du Beispiele für Literaturverfilmungen, die über Book meets Film zustande gekommen sind?
"Becks letzter Sommer" von Benedict Wells wurde 2008 nach Book meets Film optioniert und kam dann 2015 ins Kino. Ein toller Film, der mir sehr gut gefallen hat. Und 2015 hat Loewe das Kinderbuch "Tafiti" gepitcht und der Kinderanimationsfilm soll in diesem Jahr in die Kinos kommen. Das sind nur zwei Beispiele.
Ich persönlich würde gerne Martin Schäubles Roman "Sein Reich" verfilmt sehen. Die Rechte wurden 2020 optioniert und ich hörte, dass am Drehbuch gearbeitet wird. Ich hoffe sehr, dass der Film entsteht.

Welcher der zwölf vorgestellten Titel hat dich in diesem Jahr besonders überzeugt? 
Mich haben tatsächlich alle überzeugt. Es waren wieder ganz viele starke Titel dabei und auch die Rückmeldungen über die Auswahl waren durchweg positiv. Wir versuchen immer eine ausgewogene Mischung aus Kinder- und Jugendbüchern, literarischen Titeln und Sachbüchern zusammenzustellen. Auch die verschiedenen Genres sind vertreten. Dramen, Komödien, Krimis und Thriller natürlich, aber eben auch mal einen historischen Stoff.
"Die Schatten von Prag" aus dem Kanon Verlag hat bei mir sofort Bilder von einer Art "Babylon Prag" entstehen lassen.
Das Buch "Content" von Elias Hirschl ist auch super beim Publikum angekommen. Das Interesse beim anschließenden Empfang war riesig. Wahrscheinlich, weil es so ein modernes, junges und aktuelles Thema ist.
"Im Warten sind wir wundervoll" von Charlotte Inden hat mich persönlich sehr berührt. Allein der Titel ist schon so schön. Das Buch erzählt die Geschichten von Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihren amerikanischen Geliebten hinterhergereist sind. Dafür gab es wohl eine Ausnahmegenehmigung, dass diese Frauen in Amerika einreisen durften. Die Geschichte kann ich mir sehr gut als Film vorstellen.

Wie ist der Entscheidungsprozess für die Auswahl der Titel?
Wir erhalten immer an die 100 Einreichungen von den Verlagen. Eine Bedingung ist, dass die Titel frühestens im Herbst des Vorjahres erschienen sind, aber vorzugsweise aus dem aktuellen Herbstprogramm stammen. Die Verlage müssen eine Begründung schreiben, warum sie ihren Titel für gut verfilmbar halten. Das muss überzeugend sein. Die Jury mit Kolleginnen und Kollegen aus der Filmbranche bewertet alle Einsendungen und wählt insgesamt 12 Titel aus.  Dabei berücksichtigt die Jury auch schon die Machbarkeit. Also, ob die Vorlage sich als Film oder Serie eignet, welche Zielgruppe angesprochen wird, wie aufwändig eine Verfilmung wäre etc.

Was spricht dich in Büchern als mögliche Filmvorlage an?
Bei mir ist das wirklich reines Bauchgefühl. Ich mag es, wenn mich die Sprache beeindruckt und das Buch vielschichtige Figuren zeichnet.  

Was erwartet uns für die kommende Ausgabe 2025?
Ich finde es großartig, dass wir jetzt diesen schönen Saal haben und dass Book meets Film über die Jahre so eine wunderbare Dimension angenommen hat. Auch die Atmosphäre bei Book meets Film begeistert mich jedes Mal aufs Neue. Die Kombination aus den Pitches und einem anschließenden Empfang finde ich weiterhin sehr gelungen. Das macht die persönlichen Begegnungen so angenehm. Obwohl die Branchen so unterschiedlich ticken, ermöglicht das Format einen perfekten Austausch. An all das wollen wir weiter anknüpfen. 2025 kann also kommen.

 

Das Gespräch führte Tina Pfeifer, PR-Managerin bei der Frankfurter Buchmesse.

Barbara Voit

© Barbara Voit