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Gruppenfoto von der Verlegerreise nach Manila

© National Book Development Board (NBDB) & Office of Senator Loren Legarda

 

Auf Einladung der Verantwortlichen des philippinischen Ehrengastauftritts 2025 reisten Ende April fünf deutsche Verleger*innen zum Philippine Book Festival nach Manila. Im Nachgang zu der Verlegerreise und dem Austausch mit philippinischen Autor*innen und Verlagen fragten wir die teilnehmenden Verleger*innen, wie sich ihre Sicht auf die philippinische Literatur verändert hat.

 

Sie haben sich für die Verleger-Reise auf die Philippinen, unserem Ehrengast 2025, entschieden. Was ist Ihr Bezug zur philippinischen Literatur und wie hat sich Ihr Blick nach der Reise verändert? 

 

Jan Karsten – CulturBooks Verlag: 
Als literarischer Verlag waren für uns vor allem die entsprechend ausgerichteten Verlage spannend, wie z.B. Ateneo(Öffnet neues Fenster), University of the Philippines(Öffnet neues Fenster), Milflores(Öffnet neues Fenster), Anvil(Öffnet neues Fenster) und Avenida(Öffnet neues Fenster). Nach und nach ergab sich ein besser ausgeleuchtetes Bild des philippinischen Buchmarktes. Eine Herausforderung ist der Vertrieb – sehr verständlich in einem Land mit tausenden Inseln und einer sehr geringen Anzahl unabhängiger Buchhandlungen. 
Für uns als Verlag hat die Reise das im Vorfeld gesteckte Ziel erreicht: Wir sind mit einigen literarisch vielversprechenden Titeln zurückgekehrt, die wir nun für eine Veröffentlichung im kommenden Jahr prüfen. 
Insgesamt habe ich die Philippinen, mit ihren Dutzenden verschiedenen Sprachen, ihrer bewegten und bewegenden Vergangenheit als ein faszinierendes Land erlebt, dessen vielschichtige Literaturlandschaft ich gerne noch länger kennengelernt hätte. Ich bin gespannt auf den sicher fesselnden Auftritt des Gastlandes 2025. 

Eva Streifeneder – Regiospectra Verlag: 
Sachbücher zu Südostasien bilden seit jeher einen Schwerpunkt des Regiospectra Verlags. Insofern umfasst mein Programm(Öffnet neues Fenster) bereits ein breites Spektrum an Veröffentlichungen zu den Philippinen. Ich flog ohne große Erwartungen, ohne viel Wissen über aktuelle Entwicklungen in der Literaturszene oder über die philippinische Verlagslandschaft nach Manila. Interessant waren die dreitägigen Pitching Sessions mit philippinischen Verlegern. Völlig unerwartet hat mich ein großartiges Buch gefunden: ein Essayband, bei dem ich schon nach den ersten 20 Seiten sicher war, dass ich ihn in deutscher Übersetzung veröffentlichen möchte. Ob das realisierbar ist, steht und fällt mit der Übersetzungsförderung von philippinischer Seite. 

Josua Dantes – Dantes Verlag: 
Durch Vermittlung von LitProm(Öffnet neues Fenster) habe ich erste Kontakte zur ungemein aktiven Comicszene der Philippinen knüpfen können. Die dort „Komiks“ genannte Graphische Literatur hat eine reiche, bis in die Zeit der US-amerikanischen Kolonialherrschaft zurückreichende Tradition. 
Aufgrund der Geschichte und der geographischen Lage, sind die Comic-Schaffenden der Philippinen prädestiniert, wirtschaftliche, soziale und machtpolitische Konflikte multiperspektivisch zu schildern und Zukunftsentwürfe zur Diskussion zu stellen. Was mich daran als Verleger vor allem interessiert, ist der Rückgriff auf Erzähltechniken des magischen Realismus – also das plötzliche Hervorbrechen archaischer, überwunden geglaubter Gestalten, Motive oder Denkformen – beziehungsweise deren unterschwelliges Fortleben in einer ansonsten technisierten, ökonomisierten Konsumgesellschaft. Diesen Zug der philippinischen Comics halte ich auch bezogen auf die anstehenden, global auszuhandelnden Verteilungskämpfe für relevant. 
Die Reise auf die Philippinen war vor diesem Hintergrund eine großartige Gelegenheit, tiefer in die Welt der Komiks nebst ihrer Entstehungsbedingungen einzutauchen. Und auch eine Gelegenheit, mich mit meinen Kontaktpersonen vor Ort auszutauschen – allen voran Paolo Herras, dem Präsidenten von Komiket(Öffnet neues Fenster), dem Interessenverband philippinischer Comicschaffender. 

Sebastian Oehler – REPRODUKT Verlag: 
Ich hatte vorher keinen richtigen Bezug zur philippinischen Comicszene. Ich wusste, dass Comics eine große Rolle spielen, aber vor allem durch amerikanische Mainstream-Genres wie Superhelden beeinflusst wurden. Vor Ort habe ich sehr interessante Bücher und Autor:innen gefunden bzw. getroffen. Es gibt Autor:innen wie Josel Nicolas, die autobiographisch arbeiten und zeichnerisch viel weniger mainstreambeeinflusst sind. Eine tolle Entdeckung! Da werden wir in den kommenden Wochen einige Projekte intensiv besprechen. 
Eine sehr lehrreiche Reise, die mir bei allen Unterschieden die Gemeinsamkeiten von Comicszenen und - akteur: innen aufgezeigt hat: Die Kämpfe, dem Comic Aufmerksamkeit über die Philippinen hinaus zu verschaffen, haben mich an die Anstrengungen erinnert, die Reprodukt und andere Akteure der deutschen Comicszene seit langer Zeit auf sich nehmen. 

Lena Luczak – Wagenbach Verlag:
Ich hatte ehrlich gesagt vor der Reise nicht viele Vorkenntnisse über die philippinische Literatur und war umso neugieriger, mehr darüber zu erfahren. In den Tagen der Reise habe ich eine steile Lernkurve nach oben erleben dürfen, vor allem durch den Austausch mit den passionierten philippinischen Buchmenschen. Insbesondere die Publikationen des Verlags Ateneo (Öffnet neues Fenster)University Press fand ich sehr interessant. Auch über die besondere Geschichte und politische Situation habe ich sehr viel erfahren, was ich gerne weiter vertiefen möchte. Ein ungeheuer vielschichtiges, kulturreiches und auch widersprüchliches Land! 

 

Über den Ehrengast 2025 Philippinen
Die Philippinen sind Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2025 und ihre Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Gemeinsam mit dem Außenministerium und dem Büro der Senatspräsidenten Loren Legarda, veranstalteten das National Book Development Board (NBDB(Öffnet neues Fenster)) und die National Commission for Culture and the Arts (NCCA(Öffnet neues Fenster)) im Rahmen des Philippine Book Festival (PBF(Öffnet neues Fenster)) 2024 Ende April eine Verlegerreise auf die Philippinen. Fünf deutsche Verleger*innen bekamen einen besseren Einblick in die philippinische Buch-und Verlagslandschaft. Die Zeit in Manila umfasste neben Besuchen von dem PBF auch Besuche von Buchhandlungen und Kultureinrichtungen sowie Pitchings und Treffen mit lokalen Autor*innen und Verleger*innen um auf philippinische Titel aufmerksam machen und den Austausch zu fördern.

 

Weiterführende Links:
CulturBooks (Öffnet neues Fenster)
Regiospectra(Öffnet neues Fenster) 
Dantes Verlag(Öffnet neues Fenster)
Reprodukt (Öffnet neues Fenster)
Wagenbach Verlag(Öffnet neues Fenster)