Hintergrundinformationen zum slowenischen Buchmarkt
Slowenien wird Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2022
Frankfurt /Ljubliana, 20.02.2018 – Das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2022 steht fest: Heute haben die Leiterin der Slowenischen Buchagentur, Renata Zamida und Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, in Anwesenheit des slowenischen Kulturministers Anton Peršak und im Beisein zahlreicher Autorinnen und Verleger den Auftritt Sloweniens als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse (19.-23. Oktober 2022) vertraglich besiegelt.
Die slowenische Sprache wird von gut zwei Millionen Menschen gesprochen und ist anerkannte Amtssprache in Slowenien, der Region Friaul-Julisch Venetien, dem österreichischen Bundesland Kärnten sowie der Europäischen Union. Zu den bekanntesten zeitgenössischen slowenischen Autoren gehören der Philosoph Slavoj Žižek, der Romanautor und Übersetzer Ales Steger sowie die Kinderbuchautorin und Illustratorin Lila Prap.
Literatur als staatsbildende Kraft
Slowenisch war vor der Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1991 nie Amtssprache im Gebiet des heutigen Sloweniens. Und das obwohl die Sprache bis ins 10. Jahrhundert zurückgeht. Politische Besatzungen prägten die Arbeit der slowenischen Kulturschaffenden. Die jüngere Geschichte des Landes belegt aber auch, wie Kultur ihrerseits zur staatsbildenden Kraft werden und die politische Ordnung neu definieren kann. Intellektuelle und Autoren verabschiedeten 1988 die „Verfassung der Schriftsteller“, die das Bedürfnis nach einem unabhängigen Staat in Worte kleidete. Auch der aktuell amtierende Kulturminister, Anton Peršak, arbeitete an dem Schriftstück mit. Bei der Staatsgründung 1991 wurden die niedergeschriebenen Thesen zum Grundgerüst der slowenischen Verfassung. Nicht zuletzt deswegen „schreiben die Slowenen ihre Geschichte nicht anhand ihrer Kriegshelden, sondern anhand ihrer Dichter“, wie es der Kärntener Schriftsteller Peter Handke in einem Interview treffend zusammenfasste.
Das literarische Slowenien
Im Kontext des Ehrengast-Auftritts Sloweniens auf der Frankfurter Buchmesse 2022 werden sowohl bekannte Autoren wie Boris Pahor, Drago Jančar oder Slavoj Žižek, Dichter wie Srečko Kosovel, Dane Zajc und Tomaž Šalamun sowie aufstrebende literarische Talente dem deutschen Publikum vorgestellt. Daneben zielt die Arbeit des Organisationskomitees darauf ab, slowenische und deutsche Autoren zusammenzuführen und den Rechte- und Lizenzhandel zu fördern.
Die große Bedeutung, die das geschriebene, gelesene und gesprochene Wort in der slowenischen Kulturszene einnimmt, lässt sich auch anhand verschiedener Veranstaltungen festmachen. So blicken die Slowenische Buchmesse in Ljubljana und das internationale Festival zur mitteleuropäischen Literatur in Vilenica auf eine dreißigjährige Tradition zurück. Das internationale Literaturfestival Fabula brachte 2017 unter anderem Mathias Énard und Sofi Oksanen nach Ljubljana. Des Weiteren finden in Slowenien mehr als zwei Dutzend bedeutende, dem Buch gewidmete Großveranstaltungen statt und es werden rund 20 verschiedene Literaturpreise verliehen.
Ljubljana hält darüber hinaus gleich zwei UNESCO-Titel: Im Jahr 2010 wurde die slowenische Hauptstadt zur „Welthauptstadt des Buches“ ernannt und 2016 erhielt sie den ständigen UNESCO-Titel „Stadt der Literatur“.
Der slowenische Buchmarkt
Jährlich erscheinen in Slowenien rund 4.000 Bücher, davon 300 Gedichtsammlungen, 500 Romane und fast 900 Kinderbücher. Was die Ausleihe in Bibliotheken betrifft, liegt Slowenien an der europäischen Spitze. Bei der Anzahl herausgegebener Bücher pro eine Million Einwohner belegt das Land laut der Internationalen Verleger-Union (IPA) weltweit Rang zwei. Sein Debut auf der Frankfurter Buchmesse feierte Slowenien 1997 – 6 Jahre nach der Unabhängigkeit von Jugoslawien.
Im Jahr 2009 wurde die Slowenische Buchagentur nach dem Vorbild vergleichbarer ausländischer Institutionen (wie der finnischen FILI oder dem niederländischen Letterenfonds etc.) gegründet. Ihr Jahresbudget von 4,5 Millionen Euro setzen die Mitarbeiter effektiv für die Literaturförderung ein. 500.000 Euro davon entfallen auf die internationale Verbreitung slowenischer Literatur in Form von Übersetzungs- und Publikationsförderprogrammen, wobei die Maßnahmen mit Blick auf die Frankfurter Buchmesse 2022 bereits intensiviert werden. Unterstützung der Aktivitäten erfolgt auch durch die nationalen Verbände der Verleger und Buchhändler, den Slowenischen Schriftstellerverband, zahlreiche im Buchbereich tätige Organisationen und staatliche Stellen, besonders durch das slowenische Kulturministerium.
Über die Frankfurter Buchmesse
Die Frankfurter Buchmesse ist mit über 7.300 Ausstellern aus 102 Ländern, rund 286.000 Besuchern, über 4.000 Veranstaltungen und rund 10.000 akkreditierten Journalisten und Bloggern die größte Fachmesse für das internationale Publishing. Darüber hinaus ist sie ein branchenübergreifender Treffpunkt für Player aus der Filmwirtschaft und der Gamesbranche. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet seit 1976 der jährlich wechselnde Ehrengast, der dem Messepublikum auf vielfältige Weise seinen Buchmarkt, seine Literatur und Kultur präsentiert. Die Frankfurter Buchmesse organisiert die Beteiligung deutscher Verlage an rund 20 internationalen Buchmessen und veranstaltet ganzjährig Fachveranstaltungen in den wichtigen internationalen Märkten. Mit der Gründung des Frankfurter Buchmesse Business Clubs bietet die Frankfurter Buchmesse Unternehmern, Verlegern, Gründern, Vordenkern, Experten und Visionären ideale Voraussetzungen für ihr Geschäft. Das 2016 entwickelte Format THE ARTS+ ist Messe, Business Festival und ein internationaler Treffpunkt der Kultur- und Kreativindustrie. Ziel ist es, die Potentiale der Digitalisierung für kreative Inhalte zu nutzen und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Die Frankfurter Buchmesse ist ein Tochterunternehmen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. www.buchmesse.de(Öffnet neues Fenster)
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