Tastmodelle, Besucherströme und Infopaten: Testlabor für eine barrierearme Buchmesse lädt zum Mitmachen ein
Ohne Stufen und Kanten, dafür mit Tastmodell und großer Schrift, auch auf Sitzhöhe – im „Testlabor“ für inklusive Gestaltung des Forschungsprojekts „Frankfurter Buchmesse für Alle“ (Halle 3.0, Stand K 83) können sich Besucherinnen und Besucher der Frankfurter Buchmesse (10.-14. Oktober 2018) über Konzepte zum Barriereabbau auf der Buchmesse informieren, die barrierearme Gestaltung des Messestands testen und Feedback geben. Ziel des 2017 gestarteten Forschungsprojekts „Frankfurter Buchmesse für Alle“ der Frankfurter Buchmesse und der Technischen Universität Darmstadt ist es, die Zugänglichkeit der Buchmesse für alle Besucher zu verbessern.
An allen Messetagen wird die Forschungsgruppe Urban Health Games der TU Darmstadt die bisherigen Ergebnisse des gemeinsamen Projekts am Stand zeigen. Hierzu gehören neben einem barrierefreien Standentwurf die im Projekt entwickelten Konzepte zum Barriereabbau auf dem Messegelände, wie z.B. Anpassungen beim Orientierungskonzept und Leitsystem sowie das Leiten von Besucherströmen. Am Stand kann zudem durch ein Tastmodell die Perspektive eines Blinden eingenommen werden, der sich Orientierung auf dem Messegelände verschafft. Ein Rollstuhl vor Ort lädt Besucher zum weiteren Perspektivwechsel ein, bei dem man in die Rolle eines mobilitätseingeschränkten Besuchers schlüpfen kann.
Das Prinzip der Infopaten kommt ebenfalls am Stand zum Einsatz: Informationen werden nicht nur auf einem Weg vermittelt, sondern über mehrere, damit eine Alternative besteht, falls ein Sinn ausfällt. D.h. zum Beispiel wird eine Information sowohl visuell (in Textform) als auch auditiv (über Vertonung) zugänglich gemacht. Das Testlabor ist zudem mit einem barrierearmen Café verbunden, das u.a. eine niedrige Theke, unterfahrbare Tische, Kinderwagenstellplätze und Platz zum Spielen für Kinder bietet. Aussteller, Fach- und Wochenendbesucher der Buchmesse sind eingeladen, vor Ort mittels eines Fragebogens Feedback zur Zugänglichkeit von Räumen und Inhalten am Stand zu geben, das in die Analyse einfließt. Am Messesamstag und -sonntag (13. und 14. Oktober), jeweils um 14 Uhr, präsentieren Studierende der TU Darmstadt Konzepte für eine barrierefreie Messe, die projektbegleitend im Rahmen eines studentischen Entwurfes entstanden sind.
Das gemeinsame Forschungsprojekt mit dem Ziel einer barrierearmen Buchmesse wurde 2017 ins Leben gerufen. In der ersten Phase des Projekts standen drei Besuchergruppen im Fokus: Mobilitätseingeschränkte, seheingeschränkte Besucher und Familien, die mit ihren Kindern die Messe besuchen. Zu den in 2018 bereits umgesetzten Maßnahmen, die Zugang und Nutzbarkeit von Informationen und Messehallen verbessern, gehören eine neue Website, die z.B. für Lesegeräte besser auslesbar ist, sowie eine verbesserte Beschilderung und Wegführung. Auf der diesjährigen Messe wird Weiteres getestet: In Halle 3.0 wird ein Gang stellenweise fünf Meter breit sein. Zudem wird durch roten Teppichboden ein Rundgang in der Halle und in den Gängen zum Freigelände hin markiert sein, um zu untersuchen, wie sich dies auf die Besucherströme auswirkt.
Gabi Rauch-Kneer, Geschäftsleitung MesseManagement der Frankfurter Buchmesse, sagt: „Viele tausend Besucher kommen jedes Jahr auf die Frankfurter Buchmesse; 2017 waren es 286.000. Als Veranstalter dieses Großevents möchten wir, dass alle Kulturbegeisterten daran teilnehmen können. Uns ist es wichtig, eine möglichst barrierearme Messe zu gestalten, damit auch Menschen mit Einschränkungen und speziellen Bedürfnissen gerne zur Buchmesse kommen.“ Rauch-Kneer ergänzt: „Das Projekt mit der TU Darmstadt haben wir 2017 gestartet. Obwohl wir wissen, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt, ist es schön zu sehen, dass ‚Frankfurter Buchmesse für Alle‘ bereits Früchte getragen hat: Unsere neue Website und eine angepasste Wegführung erleichtern bereits unseren diesjährigen Besuchern den Zugang zu Informationen und den Messehallen. Mithilfe des Testlabors werden wir auf der Messe Möglichkeiten zum weiteren Barriereabbau untersuchen.“
Prof. Dr.-Ing. Martin Knöll, der die Forschungsgruppe Urban Health Games der TU Darmstadt leitet, sagt über die zweite Testphase des Projekts: „Auf Basis unserer Analysen mit den Besuchern in 2017 haben wir in der zweiten Projektphase folgende vier Handlungsfelder entwickelt, um Barrieren auf der Buchmesse abzubauen: Via hoch Zwei, Leitsystem 2.0, Raumkompetenz und Infopaten. In 2018 testen wir beispielsweise, wie sich die Öffnung eines zweiten Durchgangs vom Haupteingang zur Agora die Orientierung der Besucher auf dem Messegelände verbessern kann.“ Prof. Knöll ergänzt: „Die Maßnahmen werden in der Testphase in den laufenden Messebetrieb integriert: So können wir beobachten, wie die Besucher die neuen Angebote annehmen. Im Testlabor in der Halle 3.0 werden alle Handlungsfelder vorgestellt und die ,kleineren‘ Maßnahmen wie Tastmodell, Gangbreite und Bodenleitsystem prototypisch umgesetzt – so können wir konkret bei Besuchern nachfragen: Was funktioniert gut? Was fehlt Ihnen noch? Die so gesammelten Daten sind doppelt wertvoll. In der Forschung gibt es bisher wenige systematische Erkenntnisse zur barrierearmen Gestaltung von solchen Großereignissen. Zum anderen erarbeiten wir im Rahmen der Forschungskooperation eine Entscheidungsgrundlage, welche Maßnahmen zukünftig in größeren Umfang umgesetzt werden können.“
Einladung zum Pressegespräch
Medienvertreter sind zum Pressegespräch am Freitag, 12. Oktober, um 11.30 Uhr im Testlabor (Halle 3.0, Stand K 83) eingeladen. Hier werden Gabi Rauch-Kneer, Geschäftsleitung MesseManagement der Frankfurter Buchmesse, und Prof. Dr.-Ing. Martin Knöll, Leiter der Forschungsgruppe Urban Health Games an der TU Darmstadt, Einblicke in das Projekt geben, das Testlabor vorstellen sowie für Interviews zur Verfügung stehen.
Hashtag des Projekts Frankfurter Buchmesse für Alle: #fbmforall
Das Logo des Projekts finden Sie in druckfähiger Auflösung hier zum Download: https://fbm.cloud.booklan.de/index.php/s/dGczQmsv8DAfsoa (Öffnet neues Fenster)
Forschungsgruppe Urban Health Games der TU Darmstadt:
Beteiligte der Forschungsgruppe am Projekt:
Prof. Dr.-Ing. Martin Knöll
a.o.Prof. Dr.-Ing. Sabine Hopp
M.Sc. Norwina Wölfel
Dipl.-Ing., M.A. Thorsten Stelter
Mehr Informationen zur Forschungsgruppe auf der Website:
http://www.stadtspiele.tu-darmstadt.de(Öffnet neues Fenster)