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Mehr als 4.300 Aussteller*innen und voraussichtlich 114.000 Fachbesucher*innen aus 131 Ländern / Elif Shafak über die Kraft des Geschichtenerzählens / Die Messe als Plattform für den demokratischen Diskurs / Tickets für Samstag ausverkauft

An den ersten drei Messetagen (16.-18. Oktober 2024) verzeichnete die 76. Frankfurter Buchmesse 9 Prozent mehr Fachbesucher*innen als im Vorjahr. Diese kamen aus 131 Ländern. Die Gesamtzahl bis zum letzten Tag der Buchmesse wird demnach voraussichtlich 114.000 Fachbesucher*innen betragen (2023: 105.000 Fachbesucher*innen aus 130 Ländern). In diesem Jahr präsentieren mehr als 4.300 Aussteller ihre Bücher, Produkte und Dienstleistungen auf der Messe. Dies stellt einen Zuwachs von 7,5 Prozent im Vergleich zu 2023 dar (4.000 Aussteller). Die Tickets für den Messesamstag, den 19. Oktober 2024, sind bereits ausverkauft. Für den Messesonntag, den 20. Oktober 2024, sind noch Tickets für Privatbesucher*innen online erhältlich. Das Ticketkontingent für die Wochenendtage der Messe ist limitiert.

Das ausverkaufte Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) verzeichnet in diesem Jahr 320 Agenturen aus 31 Ländern. Im LitAg und im Publishers Rights Centre wurden insgesamt 593 Tische verkauft (2023: 588 Tische). Zu den wichtigsten Titeln, die im Rechte- und Lizenzgeschäft auf der Messe gehandelt wurden, gehören die Memoiren des ehemals inhaftierten Wall Street Journal-Reporters Evan Gershkovich, die drei historischen Romane von Philippa Gregory und die Fantasy-Trilogie „The Rainshadow Orphans“ der britischen Schriftstellerin Naomi Ishiguro.

Literatur kann und muss „ein Akt der Hoffnung“ sein

Auf der Eröffnungspressekonferenz der Buchmesse am Dienstag, den 15. Oktober, betonte die britisch-türkische Bestsellerautorin Elif Shafak die gesellschaftliche Bedeutung von Literatur. Sie sagte, dass Literatur „ein Akt der Hoffnung“ sein kann und muss. „Ein Akt des Widerstands. Nicht Widerstand durch Gewalt, sondern durch die Fähigkeit, uns an unsere gemeinsame Menschlichkeit zu erinnern.“ Literatur kann den Unerhörten eine Stimme geben: „Die Kunst und das Handwerk des Geschichtenerzählens sind universal. Literatur bringt die Peripherie ins Zentrum und gibt jenen ihre Menschlichkeit zurück, die entmenschlicht wurden“, führte Elif Shafak weiter aus.

Auf der heutigen Veranstaltung über Storytelling und Menschenrechte, die von den Vereinten Nationen in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Buchmesse organisiert wurde, sagte die Autorin Corinna Kulenkamp: „Geschichtenerzählen ist ein Menschenrecht, ja, aber in diesen Zeiten wird das Geschichtenerzählen zu einer menschlichen Pflicht.“

Der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, wies bei der Eröffnungsfeier am Dienstag, 15. Oktober, darauf hin, dass die Messe nicht nur ein Ort für das Verlagsgeschäft sei, sondern auch eine Plattform für den demokratischen Diskurs: „Es geht nicht darum, wer die Stimme am lautesten erhebt. Sondern darum, einander zuzuhören. Um Diskussionen und Gespräche, die ins Offene führen, in den Austausch, in die respektvolle Wahrnehmung auch der anderen Position. Das ist die Idee von Frankfurt. Die Buchmesse als Plattform für einen friedlichen und demokratischen Diskurs. Für Autor*innen, Denker*innen, Illustrator*innen, Übersetzer*innen, Verleger*innen, Journalist*innen und Kulturinteressierte aus aller Welt.“ 

Zu den wichtigsten internationalen Autor*innen, die in dieser Woche auf der Buchmesse vertreten sind, gehören u.a. der Bestsellerautor von Sapiens, Yuval Noah Harari, die philippinische Autorin und Dokumentarfilmerin Patricia Evangelista und die diesjährige Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Anne Applebaum.

Aus dem diesjährigen Gastland Italien nehmen zudem mehr als 90 Autor*innen an der Messe teil, darunter Roberto Saviano, Donatella di Pietrantonio, Antonio Scurati, Francesca Melandri, Igiaba Scego und viele weitere. Der italienische Verlegerverband AIE hat außerdem ein umfangreiches Fachprogramm organisiert.

Gut besuchtes Fachprogramm:Vom großen Buchgeschäft zum „großen Autor*innengeschäft“

Auf den Bühnen des Messegeländes diskutierten internationale Expert*innen und Impulsgeber*innen über den Wandel in der Verlagsbranche. David Shelley, CEO von Hachette UK und der Hachette Book Group US, betonte, dass sich das Verlagswesen von einem großen Buchgeschäft zu einem „großen Autor*innengeschäft“ gewandelt habe, wobei die Backlist-Titel am Markt für die Verlage eine zunehmend wichtige Rolle spielten. Tracey Armstrong, CEO des Copyright Clearance Center, betonte, wie wichtig es sei, verantwortungsvolle Lösungen und Richtlinien für den Einsatz von KI zu entwickeln, um Urheberrechte und geistiges Eigentum besser zu schützen. Und die Kinder- und Jugendbuch-Bestsellerautorin Cornelia Funke sprach über die Verantwortung, die wir alle haben, internationale Geschichten zu erzählen, die von Liebe und Toleranz in einer Welt voller Krisen und zunehmender Polarisierung handeln.  

Weitere Schwerpunkte im Fachprogramm bildeten die Themen Nachhaltigkeit im Verlagswesen, Literaturübersetzung und der Hörbuchmarkt. Einige dieser Themen hatten sogar Berührungspunkte, beispielsweise als der bekannte Schauspieler, Hörbuchsprecher und Hörspiel-Autor Richard Armitage betonte, wie wichtig der Faktor Mensch für das Erzählen von Hörbüchern sei. Dieser erwecke Geschichten auf eine Art und Weise zum Leben, wie es KI-Stimmen nicht könnten.

Der #BookTok-Trend, über den auch auf zahlreichen Panels während der gesamten Messe gesprochen wurde, hat eine neue Ära der Fankultur im Literaturbereich eingeläutet. Auf der Messe spiegelt sich dies in der neuen Halle 1.2 wider, deren Schwerpunkt auf Bücher aus den Genres New Adult, Romantasy, Dark College und Fantasy liegt. Hier fanden an den Fachtagen zahlreiche Veranstaltungen zu kreativem Schreiben und Self-Publishing statt. Am Wochenende treffen hier Fans dieser Genres ihre Lieblingsautor*innen.

Tickets für Privatbesucher*innen sind für den Messesonntag nur online erhältlich: https://www.buchmesse.de/besuchen/tickets. Das Ticketkontingent ist limitiert.