Lina Atfah war im Oktober 2020 die erste Autorin, die den LiBeraturpreis für einen Gedichtband erhielt – für „Das Buch von der fehlenden Ankunft“ (Pendragon Verlag). Eine feierliche Preisverleihung, bei der sie direkt vor Publikum noch einmal hätte daraus vorlesen können, gab es jedoch nicht. Hier erinnert sie sich daran: wie es war, durch die leeren Hallen zu gehen und in die Welt hinaus zu streamen.
Hinter den Kulissen
als ich in der Coronazeit auf der Frankfurter Buchmesse las
Ein langer Korridor Vorhänge beidseitig Meine Schuhabsätze klackern Das Echo um mich wie Linienmuster im Sand es schwingt mit der Einsamkeit unserer Zeit strahlt die Seele des Lesens aus Als wäre ich eine Muse alle Gedichte liegen in meiner Hand und diese Leere ist für mich beleuchtet für die Worte, die ich noch nicht sagte
Ich trete ins Unmögliche lese unser Alleinsein vor Ein Wesen aus Sternenstaub tröstet sich mit Wörterspiel spielt mit seiner Furcht, seiner Sehnsucht nach Ewigkeit Es liest
Die Worte waren einmal hier eine Flut aus Titeln zog von hier vorbei hier schlenderten die Augen endlos umher Aber nun steht keiner da nur eine weiße Spur in der Luft die von unseren Geräuschen übrigblieb
Gezwungen kam ich von weit her mit meinen vielen Narben Ich las hier zweimal meine Stimme, die mich an den alten Ort zurückwarf erkannte sich an dem Neuen Was wäre die Erde ohne Bücher ohne unsere Schritte, die nach einer Geschichte suchen ohne den Ort, der jede Sprache umarmt und uns die Chance gibt um unsere Tiefe zu Sehen Wesen aus Sternenstaub
Die Verleihung des LiBeraturpreises an Lina Atfah fand am 21. Oktober 2020 in der Villa 102 der KfW statt, das Video dazu ist weiterhin abrufbar (www.youtube.com(Öffnet neues Fenster))
